Asta: 560 / Evening Sale del 06 dicembre 2024 a Monaco di Baviera Lot 124000974

 

124000974
Konrad Klapheck
Der Selbstsüchtige, 1964.
Olio su tela
Stima: € 100,000 / $ 110,000
Le informationi sulla commissione, le tasse e il diritto di seguito saranno disponibili quattro settimane prima dell´asta.
Der Selbstsüchtige. 1964.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert und datiert sowie mit Richtungspfeil. Auf dem Keilrahmen betitelt. 80 x 66 cm (31,4 x 25,9 in). [JS].


• "Der Selbstsüchtige": Ein fesselndes Abbild menschlicher Abgründe in perfektionierter "Supergegenständlichkeit" und fein nuancierter Farbigkeit.
• Klapheck gilt als Erfinder und Meister des "Maschinenbildes", das er als Spiegel menschlicher Existenz begreift.
• Klaphecks ausschließlich aus Charaktergegenständen bestehendes Œuvre nimmt seit den 1950er Jahren Elemente der Pop-Art und des Fotorealismus vorweg.
• Aus der besten Schaffenzeit: Ein Großteil der Gemälde der 1960er Jahre befindet sich heute in Museumsbesitz.
• 1966 auf der frühen Klapheck-Ausstellung der Kestner-Gesellschaft, Hannover, gezeigt und seither Teil einer rheinländischen Privatsammlung
.

PROVENIENZ: Galerie Rudoph Zwirner, Essen (direkt vom Künstler).
Privatsammlung Rheinland (1965 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Konrad Klapheck, Kestner-Gesellschaft Hannover, November-Dezember 1966, S. 35, Kat.-Nr. 139 (o. Abb.).

Konrad Klapheck, zit. nach: Mensch und Maschinen. Bilder von Konrad Klapheck, Bonn 2006, S. 85

Unvergleichlich ist das in all seiner Perfektion faszinierende und zugleich verstörende malerische Werk, das der deutsche Maler Konrad Klapheck der Nachwelt hinterlassen hat. Mit einem ersten Schreibmaschinengemälde findet er bereits 1955 mit gerade erst 20 Jahren zu seiner fortan charateristischen Bildsprache. Zwei Jahre später bereits folgt mit dem seiner späteren Frau Lilo gewidmeten Bild "Die gekränkte Braut" sein erstes Nähmaschinengemälde. Rückblickend hat Klapheck dieses Gemälde als eine Art künstlerisches Erweckungserlebnis beschrieben, wenn er festhält: "Seit diesem Bild wusste ich, dass sich alle menschlichen Beziehungen durch die Maschinen darstellen lassen." (zit. nach: Ausst.-Kat. Konrad Klapheck, Museum Boymans van Beuningen 1974, S. 46). Klapheck gilt fortan an der Erfinder und unangefochtene Meister des psychologisierenden Maschinenbildes. Seine in perfektionierter Supergegenständlichkeit und in zoomartiger Fokussiereung auf die Leinwand gesetzten Gegenstände erscheinen auf faszinierende Weise surreal-real. Klaphecks Charaktergegenstände sind inhaltlich aufgelandene Sinnbilder unserer menschlichen Existenz. Geradezu paradox erscheint das, was Klapheck in seiner einzigartigen Malerei gelungen ist: In vollkommen menschenleerer Supergegeständlichkeit hat Klapheck sich den Menschen zum zentralenn Thema seiners Œuvres gemacht. Klapheck selbst hat die Menschhaftigkeit siener in "Supergegenständlichkeit" auf die Leinwand gesetzten Gegenstände und Maschinen folgendermaßen beschrieben: " [..] ich [bin] natürlich manchmal gefragt worden: Ja, Sie haben doch so entzückende Kinder, wollen Sie nicht die mal malen? Und warum klammern Sie den Menschen aus? Und damals habe ich imme rgedacht: Aber der Mensch steht doch im Zentrum meines Werkes, er ist doch das Thema!" (K. Klapheck, 2002, zit. nach: Klapheck. Bilder und Texte, München 2013, S. 114). Klaphecks interpretierende Titel reichen fortan von weiblich-mütterlich assoziierten Haushaltsgegenständen wie "Die Supermutter" (1969, Privatsammlung Europa) oder "Die Soldatenbräute" (1967, Museum Ludwig, Köln) über politisch-autoritär assoziierten Maschinenbildern wie "Der Chef" (1965, Museum Kunstpalast, Düsseldorf), "Der Diktator" (1967/70, Museum Ludwig, Köln) oder "Der Krieg" (1965, Kunstsammlungen Nordrhein Westfalen, Düsseldorf) bis hin zu den Fahhrändern, Mottorrädern und Rollschuhen, in denen Klapheck Erinnerungen an seine eigene Jugend und an die seiner Kinder künstlerisch niederschreibt. Ebenso spannungsvoll ist das Charakterbild, das Klapheck in "Der Selbstsüchtige" ausgehend von der wuchtigen Objekthaftigkeit eines Garnumspulers im Jahr 1964 entwickelt hat. Der wuchtigen schwarzen Körper des Gerätes tritt und kraftvoll und selbstbewusst aus der Bilddiagonale entgegen. Der Garnumspuler produziert nichts, er lässt im Betrieb kein Werkstück entstehen, sondern seine Existenz liegt allein in der Aufgabe begründet, das garn von einer auf die andere Roll umzuspulen und so erscheint "Der Selbstsüchtige" auf nahezu krankhafte Weise mit sich selbst beschäftigt und wird damit zu einem stillen Mahnmal, das gerade in Zeiten von Social Media nichts an Aktualität eingebüßt hat. Einma mehr zeigt sich hier in absoluter Perfektion, dass Klaphecks Malerei kühl und menschenleer allein dem Menschen gewidmet ist. Klaphecks in faszinierender "Supergegenständlichkeit" und technischer Perfektion auf die Leinwand gesetzte Malerei zeichnet sich inhaltlich durch ihre hohe assoziative Dichte aus, die sie zum visuellen Stimulus eines komplexen, subjektiv-emotionalen Empfindens werden lässt. [JS]



124000974
Konrad Klapheck
Der Selbstsüchtige, 1964.
Olio su tela
Stima: € 100,000 / $ 110,000
Le informationi sulla commissione, le tasse e il diritto di seguito saranno disponibili quattro settimane prima dell´asta.