( commissione inclusa)
Zwei Köpfe, einander zugewandt. 1928.
Unsere Arbeit entsteht in einer bewegten Zeit: Im Februar 1928 verlässt Walter Gropius das von ihm gegründete Bauhaus, was innerhalb der Kunstschule von heftigen Diskussionen begleitet wird. Schlemmer wendet sich in dieser Umbruchphase nach fast dreijähriger Pause wieder der Malerei zu. Neben Gemälden und Aquarellen entstehen große Tuschzeichnungen in Spritztechnik, Thema ist unverändert die menschliche Figur. "Ein Thema unendlich variabel. Einfache Tonskala, Abwandlungen dieser in Hell-Dunkel, relativer Farbigkeit, ... der Beleuchtung" (zit. nach: Karin von Maur, Oskar Schlemmer. Monographie, München 1979, S. 174). Dabei kommt die gewählte Spritztechnik dem Anliegen des Künstlers besonders entgegen. In der Beschränkung auf einen einzigen Farbwert kann er der Gestaltung des Hell-Dunkel eine ganz besondere Aufmerksamkeit widmen und einen Aspekt der Malerei gewissermaßen durchdeklinieren. In unserem Blatt gelingt Schlemmer eine allgemeine, überpersönliche Darstellung des Menschen. In dieser Reduktion erzeugen die feinen Schwarz-Weiß-Kontraste und -Abstufungen die für den Künstler typische seelische Gestimmtheit, mit der er sich - bei aller Abstraktion - stets von seinen Bauhauskollegen oder von Zeitgenossen wie etwa Fernand Léger abhebt.
1932 erhält Schlemmer eine Professur an den Vereinigten Staatsschulen in Berlin, die ihm jedoch die Nationalsozialisten 1933 entziehen. Während der Kriegsjahre arbeitet der Künstler zusammen mit Willi Baumeister und Georg Muche am Institut für Malstoffe in Wuppertal. Oskar Schlemmer gehört zu den vielseitigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. [KR]
In guter Erhaltung. Unterer Rand kaum wahrnehmbar gebräunt. Mit einzelnen winzigen Nadeleinstichlöchlein, wohl atelierbedingt.
Bleistift und gespritzte Tusche.
Von Maur A 313. Rechts unten signiert. Verso nochmals signiert sowie bezeichnet "2 Köpfe" und "Spritztechnik". Auf Bütten (mit Wasserzeichen "Panzerfaust"). 41 : 31 cm (16,1 : 12,2 in). Papier: 45 x 33,8 cm (17,8 x 13,3 in). Oskar Schlemmer studiert in den Jahren 1905-09 an der Kunstgewerbeschule sowie an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, seit 1912 als Meisterschüler von Adolf Hölzel. 1919 stellt er in der Galerie "Der Sturm" in Berlin aus und wird 1920 von Gropius als Leiter der Bildhauerei-Abteilung und Bühnenwerkstatt an das Bauhaus in Weimar berufen. 1922 macht er durch die Uraufführung seines "Triadischen Balletts" in Stuttgart international auf sich aufmerksam. Die Arbeit am Bauhaus und die Beschäftigung mit dem Theater gewinnen große Bedeutung für seine Kunst, die sich hauptsächlich mit dem Problem der Figur im Raum auseinandersetzt. Der Mensch, dargestellt als eine typisierte Figurine, bleibt das beherrschende Thema seiner Malerei, die er unter dem Einfluss des Kubismus zu geometrischen Bildgefügen formt.
EXPERTISE: Wir danken Frau Karin von Maur, Stuttgart, für die freundliche Unterstützung
PROVENIENZ: Fotograf Beyer-Held, Weimar.
Karl-Heinz Janda, Berlin-Ost.
Privatsammlung Berlin-Ost.
Privatsammlung Süddeutschland.
( commissione inclusa)