( commissione inclusa)
O.T. - Rot und Blau. Um 1918.
Mit einer Expertise von Dr. Rainer Enders, Frankfurt/Oder, vom 1. November 2006.
PROVENIENZ: Privatsammlung Posen.
Arnold Topp ist zunächst als Dorfschullehrer tätig, bevor er 1910 an die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf wechselt. Dort studiert er am Seminar für Zeichenlehrer bei Lothar von Kunowski. 1913 erhält er eine Lehrerstelle in Brandenburg an der Havel. Von hier aus pflegt Topp seinen früher geknüpften Kontakt zu der Berliner Künstlervereinigung "Der Sturm". Regelmäßig hält er sich in Berlin auf und freundet sich mit den Künstlerkollegen Bruno Taut und Georg Muche an. Im Dezember 1915 findet beim "Sturm" seine erste Ausstellung statt. 1918 ist Topp Gründungsmitglied des Arbeitsrates für Kunst. Die revolutionäre Stimmung am Ende des Ersten Weltkriegs hatte sich in vielfältiger Weise auch im Künstlerischen niedergeschlagen. Sowohl in der Literatur als auch in der Malerei und vor allem in der Grafik werden Themen aufgenommen, die gesellschaftliche Probleme zum Inhalt haben.
Der Künstler ist in unserem Bild ganz Zeitgeist. Ihm kommt im Schaffen Arnold Topps eine besondere Bedeutung zu. Dazu sollte vermerkt werden, dass die Dramatik des Jahres 1918 in Deutschlands Innen- und Außenpolitik bei Topp durchaus ein künstlerisches Echo findet. „Rot und Blau“ gehört zu den „kämpferischen“ Werken, im Gegensatz etwa zu „Oh Gott ... richte es“. Diese Darstellung sendet Mut und Entschlossenheit aus und steht thematisch in enger Verbindung zu „Schwarz-Weiß-Rot“ und „Roter Beter“. Im allgemeinen wird auch in kubistischen Werken die Spannung in der Horizontalen oder in der Vertikalen aufgebaut, was vor allem in Darstellungen mit dramatischem Inhalt – wie z.B. biblischen Themen – ins Auge fällt. Topp bringt nun die das Bild prägende Auseinandersetzung in die Diagonale, womit er auch seine kunsttheoretische Kreativität beweist. Zum erstenmal – an seinem bisher vorliegenden Werk gemessen – greift er zur Kompositionsdiagonalen und verlagert den Spannungsaufbau in einer dramatischen Auseinandersetzung, damit das ganze Bild füllend. Er bringt mit der dynamischen Diagonalen bildkompositorisch mehr Unruhe und Bewegung in die Darstellung.
Der Künstler beteiligt sich bis 1929 an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen. 1945 wird er zur Wehrmacht einberufen, nach einem Kampfeinsatz im selben Jahr gilt er als verschollen. [KD]
Zustand: Von guter farbfrischer Erhaltung. Geringfügige rahmungsbedingte Bereibungen.
Öl auf Malpappe.
Greifeld/Enders 18.Oe.30. Rechts unten signiert. 82 x 67 cm ( 32,2 x 26,3 in).
Das Gemälde gehört zu Topps "Revolutionsbildern" und stammt daher höchstwahrscheinlich aus der Zeit Ende des Jahres 1918. Der Bildinhalt - kubische Formen, Fenster, Stern und Menschendarstellung - ist typisch für Topps Arbeiten aus dieser Zeit.
Mit einer Bestätigung der technischen Analyse des Malgrundes und der Malmittel von Dipl.-Rest. Corinna Nisse, Berlin, vom 20. August 2006
Topp fühlt sich nie einem Dogma, einem strengen Kanon verpflichtet – und das schon gar nicht in seiner Kunst. (Rainer Enders)
( commissione inclusa)