( commissione inclusa)
Die Vier Tageszeiten (Die Zeiten). 1803-05.
PROVENIENZ: Sammlung Prof. Chr. Isermeyer.
Der bereits zu Lebzeiten des Künstlers berühmte „Tageszeiten-Zyklus" – von Runge selbst meist „Zeiten“ genannt – in der zweiten Auflage von 1807 mit den Inschriften in der Randleiste
Folge von 4 Bll. Kupferstichen.
Traeger 280-283 B (von B). Vorzügliche, deutliche Drucke auf Velin. Ca. 71 x 47,5 cm (27,9 x 18,7 in). Papier: Bis 79 x 55,5 cm (31 x 22 in). cm ( in)Die für die deutsche Romantik und die Kunstgeschichte außerordentlich bedeutsame Stichfolge erscheint, von den Dresdner Stechern J.A. Darnstadt, Krüger und Seyfert unter Aufsicht Runges ausgeführt, 1805 in einer ersten Auflage von 25 Exemplaren bei Perthes in Hamburg. Die Radierungen erregen soviel Aufsehen und Nachfrage bei den Zeitgenossen, dass sich Runge entschließt, noch eine zweite, größere Auflage herauszubringen. Diese erscheint 1807 in möglicherweise 250 Exemplaren; die bei Perthes, Besser & Mauke aufbewahrten Platten werden 1842 bei dem großen Brand in Hamburg vernichtet (laut einem Schreiben des Bruders Daniel Runge 1842).
Mit seinen Zeichnungen bzw. Stichen der „Zeiten“ gelingt Runge der künstlerische Durchbruch. Die überschwenglichen Reaktionen der Zeitgenossen erstrecken sich u.a. auf Goethe, der den Romantikern eigentlich ablehnend gegenübersteht. Aber auch dieser zeigt sich fasziniert von ihrer formalen Anmut und geistreichen Motivverknüpfung wie beunruhigt durch ihre „labyrinthische Mystik“. Die Blätter des Zyklus hingen in seinem Musikzimmer in Weimar und er äußert sich anlässlich eines Besuches von Sulpiz Boisserée darüber: „dieses Zeug ist zum rasend werden, toll und schön zugleich“. Auch bei Ludwig Tieck ruft das Werk eine gewisse Bestürzung hervor, er sieht in den Blättern seine Ahnung der neuen Kunst gestalthaft verwirklicht.
Runge beschäftigt sich mit den „Vier Zeiten“ seit Ende des Jahres 1802 in Dresden und entwirft die Folge inhaltlich und formal als Gegenstück. Er bearbeitet den Zyklus „wie eine Symphonie“ und im modernen Sinn wie ein Gesamtkunstwerk. Der hohe Rang und eine ebensolche Wertschätzung seiner Zeit haben sich bis heute erhalten. Die „Zeiten“ können durch ihre grafische Vervielfältigung starken Einfluss auch auf andere Künstler wie Schinkel und Schwind gewinnen. Nicht zuletzt die ungewöhnliche Größe der Stiche unterstreicht den künstlerischen Anspruch und programmatischen Rang der Folge als eines grafischen Hauptwerkes der Romantik.
Privatbesitz Norddeutschland.
Alle Blätter von guter Erhaltung. [UB]
( commissione inclusa)